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Fadimes Hof

Manuel Negwer
Fadimes Hof

Roman
300 Seiten
Titus Verlag
Taschenbuch 10,90 EUR
ISBN 978-3-942277-49-5
E-Book Mobi-Format, 5,95 EUR
ISBN 978-3-944935-25

Berlin im Sommer 1989: Der Uni-Dozent Mario Mestre träumt schon lange von seinem eigenen Kulturzentrum. Als er in einem Jazzkeller die junge Sängerin Fadime kennenlernt, beschließt er, sein Vorhaben in die Tat umzusetzen. Das Kulturzentrum in dem alternativen Kreuzberg wird bald als Fadimes Hof bekannt. Kurze Zeit später fällt die Berliner Mauer und Marios Bruder Sigurd – ein berüchtigter Neonazi – taucht wieder in Berlin auf.

In seinem temporeichen und spannenden Roman FADIMES HOF erzählt Manuel Negwer von dem dramatischen Kampf zweier Brüder im aufgewühlten Berlin der Wendezeit.

Leserstimmen

Saftige Sprache
Was für ein Buch!: zwischen seinem brutalen Anfang – Neonazis erschießen „nur“ Kaninchen mit den Namen politischer Gegner – und seinem märchenhaften Ausgang („und wenn sie nicht gestorben sind, so leben sie heute noch“), wo der junge Angolaner Amadeu = Amadeu Antonio Kiowa und die freche türkische Rapperin Fadime = Hatun Sürücü überleben, findet das ganze bunte Leben dieser Erde auf engem Raum statt, im Berlin zur Zeit der Wende. Kulturen und Unkulturen entfalten und entblößen sich in den meisterhaft abgebildeten Sprachen ihrer Protagonisten, treffen im „Hof“ kooperierend oder zerstörend aufeinander. Aber der „Hof“, Kind des unbesiegbaren Träumers Mario, Kulturzentrum und Sinnbild multikulturellen Zusammenlebens, wird nach seiner Zerstörung durch eine Neonazi-Schlägertruppe neu aufgebaut und überlebt. Der Gegenspieler Marios, sein Bruder Samuel = Sigurd, Anführer der rechten Szene, kommt dabei durch seine eigenen Leute und seine eigene Waffe um.

All das ist spannend, witzig, voller Lust an Sprache und zum Anfassen lebendig bis in die Randfiguren hinein erzählt.

Sehr lesenswert!
Manuel Negwer hat mit Fadimes Hof ein kurzweiliges, witziges und intelligentes Buch geschrieben, das so bunt und spannend ist wie die „Zeitenwende“ von 1989, vor dessen Hintergrund uns Mario Mestre und Fadime in die Berliner Multikultiwelt mit ihrem Charme, ihren Widersprüchen und ihren Übertreibungen eintauchen lassen.

Spannendes und witziges Porträt der West Berliner Kulturszene zur Zeit des Mauerfalls
Manuel Negwers im Titus Verlag erschienener Roman lässt das alte Westberlin mit seinen ganz besonderen teilweise schrillen Typen inklusive dem Biotop Kreuzberg just zum Zeitpunkt des Mauerfalls wieder aufleben. Seinem Protagonisten Mario Mestre, Sohn aus bildungsbürgerlich arriviertem Hause, der sich gerade an das Erlernen einer 37. Sprache macht, schwimmen immer mehr die Felle weg. Auch erstklassige Leistungen ermöglichen dem Geistes- und Musikwissenschaftler weder an der Universität noch im Medienbereich Fuß zu fassen, sodass sein einziger Joker der Personenbeförderungsschein ist: der promovierte Taxifahrer als Ausdruck einer Berliner Lebensrealität. Doch würde er nicht als Held des Romans taugen, wenn er nicht auf mitunter Don Quixoteske Art seinen Lebenstraum von einem (multi)kulturellem Zentrum in Kreuzberg verfolgen würde, was ihm letztendlich auch dank der weiblichen Romanheldin Fadime gelingt.

Das Spektrum der Verwicklungen lässt tief in die Abgründe dieser so facettenreichen Stadtgesellschaft blicken. Die Handlungsbogen ist spannend aufgebaut, erzählt wird mit sehr viel Kenntnis, wobei der Witz ganz und gar nicht zu kurz kommt. Eine äußerst unterhaltsame und spannende Lektüre über die Zeit des großen Umbruchs für Westberlin; äußerst lesenswert!

Interessante neuerscheinung
„fadimes hof“ ist ein buch, auf das wir lange warten mussten, flüssig und ohne triefenden tiefsinn geschrieben, spannend zu lesen.

hier ist ein kenner am werk, der die neue jugendsprache und das berlin der wendezeit genau so gut kennt wie die kulturszene im brodelnden schmelztiegel einer grossstadt, die vor 90 jahren schon einmal brennpunkt einer lebenshungrigen bohème war, wo sich emigranten, komödianten, spekulanten, kommunisten und nazis, hellseher und propheten zu einem nicht enden wollenden hexentanz versammelten. viele kulturelle trends, sei es im theater- oder filmbereich, im tanztheater oder kabarett wurden vorweggenommen und prägend für das 20. jahrhundert.

70 jahre später haben sich die politischen rahmenbedingungen grundlegend geändert, der mauerfall hat einen gespenstischen optimismus hervorgerufen, die massive zuwanderung eine völlig neue gesellschaftsstruktur geschaffen, extreme facetten religiöser, ethnischer, kultureller, politischer und sozialer gegensätze erzeugen ein explosives und gleichzeitig kreatives chaos, das magische anziehungskräfte entwickelt für künstler und artisten ebenso wie für scharlatane, geschäftemacher und mafiosi.

mit „fadimes hof“ liegt endlich ein buch vor, das anschaulich die einmalige vielfalt dieser stadt in der wendezeit aufzeigt, den tanz auf dem vulkan, der hoffentlich nicht so endet wie vor 80 jahren.

allerdings sind neue entwicklungen zu beobachten, seitdem sich internationale immobilienspekulanten auf die stadt stürzen und ateliers in edelsanierten wohnraum verwandeln, stichwort „porsche statt fahrrad“ oder „schwabe statt ossi“, sozusagen der müncheneffekt, wenn wir an wir giesing und haidhausen gestern und heute denken…

Niemals aufgeben!
Pa-tam, pa-tam, pa-tam,pa-am: Amadeu träumt – im Halbschlaf? – von der Kleinbahn, die ihn in gemütlichem Tempo durch die angolanische Landschaft wiegt. Doch dann wird er schmerzhaft aus seiner komatösen Halluzination – und der Leser aus seinen verklärenden Phantasien – gerissen: es war ganz real ein Neonazi, der ihn ins Krankenhaus befördert hat.

Manuel Negwers temporeicher zeitkritischer Roman mit gelegentlich ironischem Blick auf das, was man „Szene“ nennt, spielt in den 90er Jahren des letzten Jahrhunderts in Berlin und handelt von den sogenannten Generationen der Kinder und Enkel. Der Protagonist, sprachlich ein Computergehirn, wirtschaftlich erst noch dabei, anzukommen, muß sich neben den alters- und ortsentsprechenden Beziehungsverwicklungen nun anläßlich des Todes seines Vaters mit dessen Vergangenheit auseinandersetzen.

Happy End garantiert, mit Fadimes Hilfe – ob auch in Herzensdingen, läßt der Autor vornehm offen.

Spannung bis zur letzten Seite
Ein praller und facettenreicher Roman, man taucht in eine chirurgisch präzise beschriebenes und -ja- feinsinnig vermitteltes Geschehen von großer Dichte und Eindringlichkeit. Höchst gegenwärtige Figuren, fetzige wie zugleich robuste und lebenskluge Situationsbeschreibungen, die es nicht an milder Ironie und sublimer, aber auch mancher schräger Komik fehlen lassen, bereiten großes Lesevergnügen.

Manuel Negwer läßt uns an seinem breiten Bildungshorizont, seiner Weltaufgeschlossenheit und an seinem Ausdrucksvermögen in erfrischender Weise teilhaben. Hiermit bereichert er uns. Er nimmt den Leser mit in eine spannungsvolle und intensive Welt, die in der heutigen Gesellschaft jeden etwas angeht. Ich habe das Buch in einem Zuge durchgelesen und bin neugierig auf mehr von diesem Autor.